Zürich steht vor einer Herausforderung: die Reduktion des Autoverkehrs und der Abbau von Parkplätzen, um die ambitionierten Netto-Null-Ziele zu erreichen. Doch diese Massnahmen könnten ins Leere laufen, wenn sie nicht durch eine übergeordnete verkehrseindämmende Siedlungsplanung auf der Raumplanungsebene begleitet werden. Ohne eine klare Strategie in der Raumplanung wird der Verkehrswandel nicht nachhaltig sein.
Das Problem: Fehlende ganzheitliche Raumplanung
Trotz der geplanten Reduktion des Autoverkehrs zeigt sich eine Lücke: Es fehlt eine umfassende Prüfung und Umsetzung verkehrseindämmender Massnahmen auf Raumplanungsebene. Ohne diese übergeordnete Perspektive bleibt das Ziel der Verkehrsreduktion unerreichbar.
Die Lösung: 10-Minuten-Nachbarschaften als Schlüssel
Die Daten sind eindeutig: Die Siedlungsdichte beeinflusst das Mobilitätsverhalten erheblich. Verdichtungen, die 10-Minuten-Nachbarschaften schaffen, sollten als zentrale Massnahme auf Raumplanungsebene umgesetzt werden. Diese Nachbarschaften ermöglichen kurze Verkehrswege und tragen wesentlich zur Eindämmung des Autoverkehrs bei.
Widerstand und Missverständnisse: Die Ghetto-Frage
Eine häufig geäusserte Sorge ist, dass hohe Dichte zu Ghettos führen könnte. Beispiele wie Neuaffoltern und Zürich West, die heute keine hohe Dichte aufweisen, zeigen jedoch, dass attraktive Lebensqualitäten nicht allein durch Dichte bestimmt werden. Im Gegensatz dazu bietet die dichte 10-Minuten-Nachbarschaft um den Ida-/Brupbacherplatz eine hohe Lebensqualität, ohne als Ghetto wahrgenommen zu werden.
Konsequenzen ohne zusätzlichen Wohnraum
Ohne ausreichend zusätzlichen Wohnraum wird der Abbau des Autoverkehrs dazu führen, dass Menschen aus der Stadt verdrängt werden und vermehrt auf Autos angewiesen sind. Die Stadt kann durch den Abbau von Parkplätzen zwar attraktiver werden, jedoch wird das Wohnen teurer, wenn nicht gleichzeitig genug Wohnraum geschaffen wird. Diese Gentrifizierung wäre kontraproduktiv für eine nachhaltige Verkehrs- und Stadtentwicklung.
GIF von Sibylle Wälty
Raumplanungsrechtliche Verpflichtungen
Aus raumplanungsrechtlicher Sicht ist Zürich verpflichtet, verkehrsreduzierende Verdichtungen zuzulassen. Nur durch eine optimale Anordnung von Wohnen und Arbeiten können kürzere Verkehrswege realisiert werden. Angesichts der hohen Beschäftigtenzahl in Zürich ist ausreichend Wohnraum in der Stadt unerlässlich, um ein nachhaltiges Verkehrssystem zu schaffen und die Netto-Null-Ziele zu erreichen. Hierfür muss die Bau- und Nutzungsordnung angepasst werden, um mehr Wohnraum und 10-Minuten-Nachbarschaften zu ermöglichen.
Diese Herausforderung gilt nicht nur für Zürich, sondern für alle Gross- und Kleinstädte in der Schweiz. Ein Paradigmenwechsel ist erforderlich, und dies ist nicht über Nacht umsetzbar. Wenn Sie Unterstützung benötigen, wie dies durch den Kanton oder Ihre Gemeinde erreicht werden kann, melden Sie sich bei Resilientsy. Mit unserem Tool und unserem Know-how bieten wir massgeschneiderte Lösungen, um die Verkehrswende erfolgreich zu gestalten.
Vielen Dank, dass Sibylle Wälty am 17. Juni 2024 am Podium des Tiefbauamtes der Stadt Zürich teilnehmen durfte, wo sie mit weiteren Gästen über die Frage diskutiert hat: "Wie schaffen wir die Verkehrswende?"
Foto von Sibylle Meier
Besten Dank an:
Evelyne Richiger und das Tiefbauamt Stadt Zürich für die Einladung ,
Simone Brander und Andreas Egli für die angeregte Podiumsdiskussion,
Claudia Jenni für die Moderation und
die Anwesenden für die Fragen und den Austausch beim Apéro.
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