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Wer zersiedelt, erntet Autoverkehr. Es ist Zeit für eine echte Verkehrswende.

Vergangene Woche durfte ich an der Mittagsveranstaltung der Parlamentarischen Gruppe Aktive Mobilität gemeinsam mit Martin Tschirren ein Inputreferat zu 10-Minuten-Nachbarschaften halten. Moderation: Marionna Schlatter und Delphine Klopfenstein Broggini.


Worum ging es in meinem Beitrag?

Wer die Verkehrswende will, muss zwei Dinge tun. Und zwar in der richtigen Reihenfolge:

1️⃣ Zuerst: kompakte, durchmischte und fussgängerfreundliche Siedlungsstrukturen ermöglichen. Also mehr 10-Minuten-Nachbarschaften.

2️⃣ Danach: Verkehrsplanung, die nachhaltige Mobilität unterstützt.


Was passiert heute?

Der Fokus liegt fast ausschliesslich auf Punkt 2. Tramlinien, Busspuren und Velowege werden geplant und finanziert.


Das ist wichtig. Aber ohne Punkt 1 wirkt all das zu kurz. Denn: Unsere heutigen Siedlungsstrukturen führen vielerorts automatisch zu mehr Autoverkehr, denn die Wege bleiben lang. Auch dann, wenn Menschen lieber zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs wären.


Was bewirken 10-Minuten-Nachbarschaften?

Dort, wo viele Alltagseinrichtungen in 10 Minuten zu Fuss erreichbar sind, erledigen Menschen rund 60 Prozent ihrer Wege zu Fuss. Ganz ohne Verbote.


Heute leben nur rund 5 Prozent der Schweizer Bevölkerung in solchen Nachbarschaften.


Das Potenzial ist riesig: Der Fussverkehr liesse sich verdoppeln. Der Autoverkehr um zwei Drittel reduzieren. Und zwar allein durch Siedlungsentwicklung im Sinn des geltenden Raumplanungsgesetzes.


Was kann das Parlament tun?

Bessere Überwachung des Vollzugs in der Siedlungsplanung.

Heute werden vom Bund Raumkonzept ausgearbeitet und kantonale Richtpläne sowie Agglomerationsprogramme genehmigt, welche mehr Autoverkehr verursachen.


📌 Punkt 1: Mängel im neuen Raumkonzept Schweiz beheben.


Der aktuelle Entwurf (in Mitwirkung) lässt jede fundierte Aussage zur Wechselwirkung zwischen Dichte und Mobilitätsverhalten vermissen, obwohl das Bundesamt für Raumentwicklung ARE über Mikrozensus-Daten verfügt.


📌 Punkt 2: Rechtskonforme Genehmigung von Richtplänen und Agglomerationsprogrammen.


Diese fördern Verkehrsausbau (Schritt 2), ohne dass Lösungen für Schritt 1 vorhanden sind – also ohne abgestimmte Siedlungs- und Verkehrsplanung, obwohl das eigentlich das oberste Ziel des Raumplanungsgesetzes wäre.


Mein Fazit:

Wer Verkehr plant, ohne über Siedlungsstrukturen nachzudenken, bekämpft Symptome statt Ursachen.


Darum mein Appell an die Parlamentarierinnen und Parlamentarier:

Wer Siedlung klug plant, braucht weniger Strassen.

Wer nur Verkehr plant, bekommt mehr Verkehr.


Danke an Fussverkehr SchweizPro Velo CH, , SchweizMobilSchweizer Wanderwege und Schweizerischer Städteverband für die Organisation, Jenny Leuba für das Photo. Und danke an alle anwesenden National- und Ständerätinnen und -räte für die spannenden Fragen.



 
 
 

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