Zürich hat kein Platzproblem. Zürich hat ein Regelproblem.
- Sibylle Waelty
- 10. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Letzte Woche diskutierte ich am Podium „Endlich mehr Wohnungen für Zürich – doch wie?“ im Kulturpark mit Karin Bührer, Armin Isler und Stadtrat André Odermatt. Moderation: Isabel Brun.
Mein Vo
rschlag:
Inkraftsetzung einer neuen, datengestützten Bau- und Zonenordnung (BZO), die mehr Wohnraum mit hoher Planungs- und Rechtssicherheit ermöglicht – inklusive verbindlicher Anteile an preisgünstigem Wohnraum.
Die Realität:
Die heutige BZO verhindert Wohnraum.
Sie regelt nicht.
Sie schützt nicht.
Sie blockiert.
Während Zürich dringend bezahlbaren Wohnraum sucht, stammt die letzte Gesamtrevision der BZO aus dem letzten Jahrhundert. Dabei müsste sie alle 15 Jahre angepasst werden.
Und obwohl der kommunale Richtplan Zürich zur „Stadt der kurzen Wege“ entwickeln will, fehlen dafür die eigentümerverbindlichen Grundlagen.
Was jetzt nötig ist:
✅ Eine BZO, die Lärmschutz, ISOS und Verdichtung bei der Interessenabwägung ausbalanciert
✅ Eine BZO mit Wohnraumdichten, die 10-Minuten-Nachbarschaften ermöglichen
✅ Planungssicherheit statt Einsprachen auf Basis veralteter Regeln
Im Kanton Zug wird mit der sogenannten „weissen Zone“ experimentiert.
Spannend, aber Zürich braucht mehr als ein Pilotprojekt.
Eine umfassende Revision, die endlich umsetzt, was längst möglich sein sollte.
Warum das dringend ist:
Immobilien haben Lebenszyklen von 30 bis 50 Jahren.
Wenn heute nicht ausreichend gebaut wird, fehlt künftig eine ganze Generation an Wohnraum.
Beispiel Bahnhof Altstetten:
Wohnhäuser dürfen heute nicht einmal halb so hoch und breit gebaut werden wie Bürogebäude.
Dabei ist der Flächenbedarf pro Kopf fürs Wohnen doppelt so hoch wie fürs Arbeiten und pro Wohnung leben im Schnitt zwei Personen.
Das bedeutet: Es braucht viermal mehr Fläche für Wohnraum.
Die Folgen:
• Menschen pendeln in die Stadt zum Arbeiten und hinaus zum Wohnen – oft unfreiwillig.
• Quartierläden verschwinden mangels Laufkundschaft.
• Die „Stadt der kurzen Wege“ bleibt eine Vision.
Fazit:
Die BZO gehört überarbeitet.
Mit aktuellen Daten und Tools.
Mit fairer Interessenabwägung, die Klimaziele, bezahlbares Wohnen, funktionierende Quartiere und soziale Gerechtigkeit ernst nimmt.
Im Herbst soll die revidierte BZO in die Kommission gehen.
Das ist der richtige Zeitpunkt, genau hinzusehen.
Was meinst du:
Was muss sich an der BZO ändern, damit Zürich lebenswert bleibt und bezahlbar wird?
Diskussion gerne in den Kommentaren.
Die Aufzeichnung des Podiums „Endlich mehr Wohnungen für Zürich – doch wie?“ verlinke ich im ersten Kommentar. 👇
Bild: Tsüri.ch.

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