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Zentren mit zu wenig Wohnbevölkerung sterben leise.

In Città di Bellinzona war ich unterwegs zum Thema 10-Minuten-Nachbarschaften.


Mein Stadtspaziergang im 500-Meter-Radius um die Piazza Buffi führte vom Bahnhof zur Bushaltestelle Pellandini (mit Bänkli und Dach, aber ohne Bäume: lärmig und heiss), über die Piazza Simen (eigentlich ein namenloses Pärkli, das weit entfernt von einer Schwammstadt ist), zur Piazza del Sole, hinauf zum Castello Grande und durch die Altstadt zurück zur Piazza Buffi.


Die Route zeigt viel von Bellinzona:

• den Charme der dichten Altstadt,

• die locker bebauten Wohnquartiere mit kleinteiligen Punktbauten (2 bis 4 Geschosse),

• grössere Bürogebäude (4 bis 6 Geschosse) im Zentrum und

• die drei Burgen Castelgrande, Montebello und Sasso Corbaro, die viel Fläche belegen, aber keinen Wohnraum bieten können.


Im 500-Meter-Radius um die Piazza Buffi:

2’200 Einwohnende + 5’900 Arbeitsplätze 

= strukturelles Ungleichgewicht und zu wenig Wohnraumdichte!


Das sind nur etwa 20 Prozent der Wohnbevölkerung, die es für eine funktionierende 10-Minuten-Nachbarschaft bräuchte. Gleichzeitig gibt es dort mehr Arbeitsplätze, als es für eine funktionierende 10-Minuten-Nachbarschaft nötig wäre. Das zeigt: Die Wohndichte ist zu gering, während die Altstadt als Arbeitsort kompakt und intensiv genutzt wird.


Tagsüber ist die Altstadt lebendig, abends aber ruhig. Viele kommen zum Arbeiten oder Einkaufen, wenige wohnen dort. Der Detailhandel ist auf auswärtige Kundschaft angewiesen, egal ob mit Auto, ÖV oder Velo. Zwar ist die Velonutzung relativ hoch, doch die Wege bleiben gleich lang. Eine neue Velobox bei der Piazza Simen hilft beim Umstieg aufs Velo, aber ersetzt nicht die fehlenden Bewohner/-innen im Zentrum.


Ohne mehr Wohnraum in Gehdistanz bleibt das Zentrum abhängig von Pendelnden. Beim Castello gibt es rund 8'000 Arbeitsplätze. Das ist die höchste Arbeitsplatzdichte der Stadt. Beim Palazzo del Orsoline ist mit 10'000 Personen (Einwohnende und beschäftigte Personen) der am dichtesten besiedelte Ort. Etwa einen Kilometer nördlich liegt Bellinzonas dichtestes Wohnquartier: 5'000 Personen wohnen dort in einem 500-Meter-Radius. 


Was wäre, wenn mehr Menschen im Zentrum wohnen könnten? 

• Mehr Leben auch am Abend. 

• Stabilere Bedingungen für Läden und Dienstleistungen. 

• Weniger Pendelverkehr.

• Bessere Voraussetzungen für eine nachhaltige Stadt.


Die Infrastruktur ist da. Es fehlt an kompakter Wohnnutzung.


Bellinzona hat das Potenzial für echte 10-Minuten-Nachbarschaften. 

Noch fehlt es an Wohnraum, aber nicht an Möglichkeiten.


Livia B. danke für den Austausch und die Übersetzung.



 
 
 

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