Diese Frage wird mir oft gestellt: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen der 15-Minuten Stadt und 10-Minuten-Nachbarschaften?
- Sibylle Waelty
- 21. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Hier meine Antwort in drei Punkten:
1️⃣ Zielbild und Alltagserreichbarkeit
Die 15-Minuten Stadt möchte, dass alle wichtigen Alltagsziele in 15 Minuten zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar sind.
Die 10-Minuten-Nachbarschaft denkt weiter als nur in Wegen: Nicht nur, was in 10 Minuten zu Fuss erreichbar ist, ist entscheidend, sondern auch, ob genug Menschen in dieser Distanz wohnen und arbeiten, damit Nahversorgung, ÖV und Treffpunkte dauerhaft funktionieren.
Je näher Angebote liegen, desto eher werden sie tatsächlich zu Fuss genutzt.
2️⃣ Verhalten und Bequemlichkeit
In der 15-Minuten Stadt, vor allem in zersiedelten Gebieten, greifen viele Menschen dennoch zum Auto, weil die Distanzen weiter sind und es bequemer ist.
In der 10-Minuten-Nachbarschaft sinkt der Anteil Autoverkehr deutlich auf rund ein Drittel, während sich der Fussverkehr im Vergleich zur Zersiedelung nahezu verdoppelt.
Nähe verändert Mobilitäsverhalten – freiwillig und dauerhaft.
3️⃣ Konzepttiefe und Raumplanungsnutzen
Die 15-Minuten Stadt fokussiert auf den Verkehr und bleibt bezüglich Raumstrukturen auf einer abstrakten Visionsebene.
Die 10-Minuten-Nachbarschaft liefert ein konkretes, messbares Raumstrukturkonzept für umwelt- und sozialverträgliche Alltagsmobilität und zeigt:
a) Wo die Nutzungsdichte und Durchmischung ausreichend sind, damit Angebote und Infrastrukturen fussläufig tragfähig sind, und
b) bietet eine Orientierung dafür, wo Innenentwicklung räumlich sinnvoll und verkehrlich tragfähig ist und wo nicht.
Fazit:
Viele Städte sind 15-Minuten Städte, doch oft bezogen auf 15 Autofahrminuten.
10-Minuten-Nachbarschaften schaffen echte Nähe.
Und jede 15-Minuten Stadt, die 10-Minuten-Nachbarschaften ermöglicht, ist automatisch auch eine kompaktere 15-Minuten Stadt.
Wohin soll die Reise also gehen?
🎓 Wer tiefer einsteigen möchte:
Meine Vorlesung “Implementing Parsimonious Land Use Through More 10-Minute-Neighborhoods: A Spatially Measurable Approach to Sustainable Urban Development“ an der Université de Lausanne ist online 👇. Ideal für eine inspirierende Sommerpause im Liegestuhl .
Vielen Dank an Patrick Rérat und Dimitri Marincek für die Einladung.



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