Säulenhalle Hardbrücke: Aufwertung wird zur Chance, wenn auch der fehlende Wohnraum ermöglicht wird
- Sibylle Waelty
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Im aktuellen Hochparterre-Themenheft und bei der Veranstaltung der Interessengruppe Zentrum Hardbrücke (IGZH) wurde intensiv über die Zukunft dieses urbanen Möglichkeitsraums gesprochen. Die Säulenhalle unter der Hardbrücke ist 800 × 20 Meter gross. Ein Raum mit viel Chancen aber auch Risiken.
Martin Hofer präsentierte 13 Thesen, zum Beispiel Parkplätze streichen oder das Tram verschieben. Maresa Kuhn brachte Ideen wie Säulenklettern, Container-Nutzungen aber auch Räume zur Aneignung.
Die Ausgangslage rund um die Haltestelle Schiffbau:
Im 500-Meter-Radius wohnen derzeit weniger als 5’000 Menschen. Gleichzeitig gibt es über 20’000 Arbeitsplätze.
Für eine lebendige Nachbarschaft braucht es mindestens doppelt so viele Einwohnende, wie bei 10-Minuten-Nachbarschaften. Nur so entsteht Leben über den ganzen Tag hinweg und nicht nur in der Rush Hour oder bei Events.
Wie schafft man Leben unter der Hardbrücke? Parkplätze oder Wohnhochhäuser?
👉 Meine Faustregel: Parkplätze sollten nie ersatzlos gestrichen werden. 1 Parkplatz = 10 Einwohnende in Gehdistanz, die den Raum nutzen, beleben und Erdgeschosse mit Leben füllen.
👉 Hochhäuser? Wie Maxime Zaugg betont: ja, aber bitte nah an der Säulenhalle, nicht zurückversetzt. Nur so entstehen echte „Eyes on the Street“ und soziale Kontrolle durch die Bewohnenden.
👉 Sebastian Oswald schlug öffentlich nutzbare Erdgeschosse vor, etwa nach dem Vorbild der Kalkbreite. Dort wohnen im 500-Meter-Radius aber über 15’000 Personen, also dreimal mehr als bei der Haltestelle Schiffbau, weshalb Erdgeschossnutzungen funktionieren.
Und genau hier liegt das Problem:
Die aktuelle Bau- und Zonenordnung (BZO) lässt rund um die Hardbrücke zu wenig Wohnraum zu.
Die dringend nötige Gesamtrevision der BZO wird aktuell durch die Stadt Zürich ohne öffentliche Diskussion vorbereitet. Das ist bedenklich. Wer städtische Transformation will, muss offen kommunizieren und die Bevölkerung einbinden.
Doch eines ist klar:
👉 Ein aufgewerteter Ort ist noch kein lebendiger Ort, wenn nicht genügend Menschen in Gehdistanz wohnen.
👉 Und ohne zusätzlichen Wohnraum führt jede Aufwertung zur Verdrängung sozial schwächerer Personen. Das gilt nicht nur für die Säulenhalle, sondern auch für Superblocks, Autobahneinhausungen und andere Transformationsräume, die aktuell in allen Städten der Schweiz ohne ausreichendes Einwohnerwachstum umgesetzt werden.
Der nächste Schritt für die IGZH?
Eine Motion im Gemeinderat oder gleich eine Initiative.
Was es jetzt braucht:
Eine BZO-Revision, die ermöglicht, dass mehr Menschen rund um die Hardbrücke wohnen können. Durch Umnutzung, Aufstockung und Neubau. Und mit einem gesicherten Anteil an bezahlbarem Wohnraum.
Für ein Quartier, das Vielfalt lebt und nachhaltig ist – sozial, ökologisch und wirtschaftlich.
Vielen Danke an die IGZH für die Einladung ans Podium und Marcel Bächtiger für die Moderation.

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