15-Minute City: Eine Vision mit Grenzen
Ziel:
Alles Wesentliche des Alltags – Arbeit, Freizeit, Einkaufen – in 15 Minuten erreichbar.
Verkehr:
Fokus auf nachhaltige Mobilität (Velos und öffentlichen Verkehr wie in Paris).
Dichte:
Städte wie Ville de Paris, die mit rund 20’000 Einwohnern/km² die wohndichteste Stadt Europas ist, ermöglichen kurze Wege zu Alltagsziele. Doch die Wege fürs Arbeiten bleiben in Paris lang und Pendlerströme von ausserhalb sprengen das 15-Minuten-Prinzip.
Weitere Herausforderung gemäss Harvard University Prof. Dr. Glaeser im Interview im Der Bund (Link im Kommentar):
In den USA sind Gebiete stark segregiert. 15-Minute Cities in den USA können dadurch ärmere Menschen weiter benachteiligen.
Superblocks: Erfolg in Barcelona, Hürden in der Schweiz
Ziel:
Durchgangsverkehr minimieren, Stadträume für Menschen statt Autos schaffen.
Hohe Dichte, rund 15’000 Einwohnende/m2, und viele bestehende 10-Minuten-Nachbarschaften machen das Konzept erfolgreich. Wobei noch nicht bekannt ist, ob das Konzept zur Gentrifizierung beiträgt.
Mit weniger 10-Minuten-Nachbarschaften und geringerer Wohnraumdichte, rund 7’500 Einwohnende/m2, droht ohne zusätzlichen Wohnraum gewiss Gentrifizierung.
Fazit:
Superblocks sind von Dichte abhängig – so wie Superblocks in der Schweiz umgesetzt werden (ohne Abstimmung mit der Grundnutzung in den Zonenplänen und Baureglementen), tragen sie der Gentrifizierung bei.
Mehr 10-Minuten-Nachbarschaften: Der Weg für die Schweiz
Ziel:
Nachhaltige Stadtentwicklung durch Verdichtung und lokale Erreichbarkeit von Alltagszielen.
Ansatz:
1️⃣ Dichte: Mindestens 10’000 Einwohner pro 500-Meter-Radius-Standort und idealerweise 5’000 Arbeitsplätze im Verhältnis 2:1 in möglichst kurzer Distanz.
2️⃣ Nachhaltigkeit:
Ökologisch: Alltagsziele in 10 Minuten zu Fuss erreichbar (nicht zwingend auch der Arbeitsplatz. Je mehr Wohnraum nahe Arbeitsplätzen, desto mehr Menschen mit kürzerer Distanz).
Sozial: Genügend Wohnraum für alle Einkommensklassen.
Ökonomisch: Standortattraktivität stärken und Erdgeschossnutzungen zum Funktionieren bringen und lebendige Quartiere schaffen.
3️⃣ Fussverkehrszu- und Autoverkehrsabnahme als Folge (siehe Grafik 👇).
Thom Waltert, Kantonsplaner Kanton Basel-Landschaft kürzlich in Gemeinde Pratteln:
"Was mir an dem Konzept gefällt, ist, dass man schaut, wie ein Ort für sich funktioniert. Alles andere, wie er vernetzt ist, kommt noch on top dazu."
Segregation und Gentrifizierung vermeiden
1️⃣ Mehr Wohnraum an geeigneten Orten schaffen.
2️⃣ Ausnützungsziffer erhöhen (Anteil für Kostenmiete) grösster Hebel – wie kürzlich auch von Wüest Partner in “Analyse wohnungspolitischer Massnahmen für den Kanton Zürich“ erläutert wurde (link im Kommentar).
Spoiler 👀: Eine erste Gemeinde prüft mit Resilientsy die Integration von 10-Minuten-Nachbarschaften in der Nutzungsplanung.
Comments