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Gibt es 10-Minuten-Nachbarschaften in Chur?

Vergangene Woche bin ich mit Churer und Churerinnen vom Bahnhof zum Theaterplatz spaziert und auch hier stellte sich die Frage:


Sind wir rund um den Theaterplatz eine 10-Minuten-Nachbarschaft?

Schon zu Beginn wurde klar: Chur ist eine Stadt der akustischen Kontraste.


Ich musste zum Stimmverstärker greifen und zwar nicht, weil ich leise bin, sondern weil:

 • der Bahnhoflärm,

 • das Rauschen der Plessur,

 • die Brunnen der Altstadt und

 • der Wind beim Theaterplatz

 … sich lautstark bemerkbar machten.


Im Wohnquartier Gäuggeli dagegen: fast Stille. Nur noch Vögelgezwitscher. Auch die Temperatur zeigte Unterschiede:

 • Hitze auf dem Bahnhofsplatz und

 • angenehme Kühle in den Gassen, Parks und nahe der Privatgärten


Ein Ort hat mich besonders beeindruckt: der Fontanapark auf dem Boden der Graubündner Kantonalbank. Er ist von der Stadt Chur so einladend gestaltet, dass man kaum merkt, dass er auf privatem Grund liegt.

 • Kinder spielen auf einem Kunstwerk.

 • Menschen plaudern in verschiedenen Stuhlgruppen.

Und doch meinte eine Mitspazierende: „Ich würde mich hier nie mit Picknickdecke hinlegen. Höchstens beim Vorgarten der RhB.“ In diesen Vorgarten hätte ich mich nicht getraut, der sah mir zu privat aus.


Ein typisches Beispiel für öffentlich zugänglichen Räume: zentral in verdichteten Quartieren, wo private Gärten im Gegensatz zu den Wohnquartieren rar sind.


Aussenraum Altstadt

 • Balkon (wenn überhaupt)

 • Dachterrassen? Laut Churerinnen und Churern nicht sehr geeignet, weil der Wind den Blattsalat vom Teller bläst.


Zum Nachdenken brachte meine Quizfrage:

Wie viele Menschen wohnen und arbeiten im 500-Meter-Radius?


Bahnhofplatz: 15’000 Personen, 2 Beschäftigte pro 1 wohnhafte Person.

Theaterplatz: 11’000 Personen,  2.6 Beschäftigte pro 1 wohnhafte Person (weniger dicht;  unter anderem wegen eines Mittenbergs im Radius).


Das erklärt auch die Ladenleerstände in der Altstadt: Nur ca. 3’000 Einwohnende in Gehdistanz sind zu wenig für ein vielfältiges Angebot. Die Läden sind abhängig von vielen Pendlerinnen und Pendler, die teilweise im Homeoffice bleiben. Das Parkhaus beim Manor ist hier der benötigte Frequenzbringer. Doch das könnte mit einer 10-Minuten-Nachbarschaft auch anders sein.


Die Gebäudestruktur trägt zur Kompaktheit bei:

Altstadt: 4 Geschosse, Läden unten, Wohnen oben

Innenstadt: 6 Geschosse, unten Läden, oben Büros, zuoberst tw. Wohnen


Die kompakte Bauweise schafft Dichte aber mit Gebäudenutzungen mit Schwerpunkt auf Arbeit. Und weil weniger Raumbedarf pro Büroarbeitsplatz und mehr Fläche für Arbeit führt dies folglich zu mehr Beschäftigte als Wohnende im Radius.


Und damit zurück zur Anfangsfrage:

Gibt es 10-Minuten-Nachbarschaften in Chur?

Also in einem 500-Meter-Radius mindestens 10’000 Einwohnende und in kurzer Distanz 5000 Beschäftigte.


Herzlichen Dank Rita Bollmann für die bereichernden Ergänzungen und Bilder. Und an alle Mitspazierenden für ihre lokalen Insights!


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