Bellinzona ist wie Carbonara mit Rahm.
- Sibylle Waelty
- 20. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Schmeckt irgendwie… aber original ist das nicht.
Seit der Fusion von 13 Gemeinden 2017 hat Bellinzona an Fläche, Menschen und Möglichkeiten gewonnen und gleichzeitig an strukturellem Bauchweh.
Oder wie es Federica Corso Talento treffend sagt:
„Bellinzona ist wie Carbonara mit Rahm“ gute Zutaten, aber das Rezept passt nicht ganz.
Warum?
Weil Città di Bellinzona zwar zu grossen Teilen eine 15-Minuten Stadt ist, aber (noch) keine 10-Minuten-Nachbarschaften hat.
Eine 10-Minuten-Nachbarschaft ist mehr als Dichte.
Sie ist ein Lebensraum, in dem Alltag, Arbeit, Wohnen, Erholung und Begegnung ganz selbstverständlich ineinandergreifen – zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar, begrünt und klimaresilient, sozial durchmischt und wirtschaftlich lebendig.
Kurz gesagt: Schwammstadt, sichere Mobilität, Gemeinschaftsräume, das alles IST 10-Minuten-Nachbarschaft.
Dafür braucht es Menschen wie:
👉 Federica Corso Talento, die sich für klimaresiliente öffentliche Räume starkmacht: Schwammstadt, mit Wasser, Schatten, Aufenthaltsqualität und Schulen als lokale Anker.
👉 Lucia Gallucci Fedon (Servizio mobilità, Città di Bellinzona), die unermüdlich daran arbeitet, die Velo-Verbindungen zwischen den Gemeindeteilen sicherer zu machen.
👉 Società Commercianti Bellinzona, die zeigen: Lokales Gewerbe braucht Kundschaft UND Mitarbeitende, die auch ohne Auto gut erreichbar sind z. B. durch bezahlbaren Wohnraum in Zentrumsnähe und digitale Plattformen.
Und genau daran fehlt es:
🔸 Aufenthaltsqualität
🔸 Sicherheit fürs Velo
🔸 Raum fürs Miteinander
🔸 Wohnen, wo gearbeitet wird z. B. am Beispiel Piazza Buffi (5'900 Arbeitsplätze, aber nur 2'200 Einwohnende)
Was tun?
Bellinzona braucht eine gezielte Transformation, die anerkennt:
Nicht alles ist überall möglich, aber überall muss sinnvoll entschieden werden.
Drei Raumbilder helfen dabei:
1️⃣ 10-Minuten-Nachbarschaften ermöglichen: z. B. in Bellinzona Nord, Süd oder Giubiasco
▪️ dichte, durchmischte Quartiere
▪️ klimaresilienter Stadtraum mit Schatten, Wasser, Grün
▪️ lebendige Erdgeschosse statt leerstehende Schaufenster
2️⃣ Innenentwicklung mit Qualität sichern: z. B. in Sementina oder Monte Carasso
▪️ vernetzte Velo-Infrastruktur
▪️ punktuelle Verdichtung, wo sozial und räumlich sinnvoll
▪️ Nachbarschaftsräume & Treffpunkte für alle Generationen
3️⃣ Periphere Täler stärken, nicht verdichten: z. B. Preonzo, Claro oder Gudo
▪️ keine bauliche Expansion
▪️ aber: gute Grundversorgung & Anbindung auch ohne Auto
Fazit:
Wer Bellinzona zukunftsfähig machen will, sollte nicht Rahm auf die Carbonara kippen, sondern ein anderes Rezept kochen mit regionalen Zutaten und Spezialitäten.
Mattia Lepori: Herzlichen Dank für die einführenden Worte und die anregenden Fragen. Francesca Cellina für die Moderation. Monique Bosco-von Allmen: Danke für die wertvolle Vernetzung ins Tessin: von Città di Mendrisio über Città di Lugano und Città di Locarno in die Hauptstadt Città di Bellinzona.

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