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Biel vs. Winterthur: Zwei Städte, zwei Welten?

Im Rahmen der Wanderausstellung 10-Minuten-Nachbarschaften in der Stadt Biel hatte ich das Vergnügen, mit dem Bieler Altstadbewohner und Stadtwanderer Benedikt Loderer über den Vollzug des Raumplanungsgesetzes und die Frage zu diskutieren:


Was kann sich eine Stadt und ihre Bewohnenden leisten und was bedeutet das für ihre städtebauliche Struktur?


Loderer zog einen spannenden Vergleich zwischen Biel und Winterthur. Zwei Städte, beide die zweitgrössten ihres Kantons und doch grundverschieden.


Historische Prägungen:

Winterthur investierte den Reichtum aus der Textilindustrie in Kunst, Museen und die Gartenstadt mit Einfamilienhäusern.

Biel hingegen war industriell durch Uhren- und Autobranche geprägt. Der Fokus lag weniger auf kultureller Repräsentation. Die wirtschaftlichen Schwankungen der Uhrenindustrie zeigen bis heute Wirkung – in Stadtbild und Selbstverständnis.


Kompaktheit als Chance:

👉 In Biel entstand vielerorts kompakte Urbanität nicht aus planerischem Kalkül, sondern aus ökonomischer Notwendigkeit: Viele konnten sich gar nicht mehr Wohnfläche leisten. Das Resultat:

Am Zentralplatz treffen höchste Wohn-, Arbeits- und Verkehrsdichte aufeinander – mit rund 10'000 Einwohnenden und 10’000 Beschäftigten im 500-Meter-Radius. Eine 10-Minuten-Nachbarschaft, auch wenn mehr Jobs als Wohnraum vorhanden sind.

👉 Die Stadt Winterthur hingegen weist keine einzige 10-Minuten-Nachbarschaft auf. Im wohndichtesten 500-Meter-Radius in Wülflingen wohnen zwar bis zu 8’000 Menschen, jedoch mit nur rund 2’000 Beschäftigten ist die Arbeitsplatzdichte vergleichsweise gering. Umgekehrt zeigt sich in der Altstadt rund um den Bahnhof das Gegenteil: Hier konzentrieren sich im 500-Meter-Radius etwa 16’000 Vollzeitstellen, doch nur rund 4’000 Menschen wohnen dort.


Zwei Stadtfeste, zwei Konzepte:

Die Bieler Braderie rund um den Zentralpaltz wurde einst zur Belebung der Innenstadt initiiert und zieht heute rund 150'000 Menschen an, das Dreifache der Stadtbevölkerung. 

Das Albanifest in der Altstadt von Winterthur, ursprünglich vom Quartierverein initiiert, zählt rund 100'000 Besucher, etwa so viele wie die Stadtbevölkerung.


Danke, Benedikt Loderer, für den inspirierenden Austausch im Park hinter dem Kongresshaus! Nathalie Imhof und vielen danke für die Gastfreundschaft und den Apéro.


ree

 
 
 

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