Raumplanung ist komplex, aber haben wir sie vor allem auch kompliziert gemacht?
- Sibylle Waelty
- 13. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Raumplanung ist komplex, aber haben wir sie vor allem auch kompliziert gemacht?
Anfang Woche durfte ich im Rahmen der Schweizer Wohntage und der Wanderausstellung 10-Minuten-Nachbarschaften, die noch bis zum 17. November beim Meret-Oppenheim-Brunnen in Bern zu sehen ist, ein für Bundesbern konzipiertes Podium mit Vertretenden der Verwaltung aller drei Staatsebenen moderieren.
Selten wurde so deutlich, wo die eigentlichen Hebel für eine haushälterische Bodennutzung liegen. Seit der Jahrtausendwende wird immer mehr in Sondernutzungsplänen geregelt, weil der Mut fehlt, die Grundordnung der Nutzungsplanung anzupassen. Dabei wäre gerade sie der Ort, um die Strategie der Innenentwicklung mit ausreichend Dichte, Vielfalt und bezahlbaren Wohnraum festzulegen.
Monika Suter brachte es als Kantonsplanerin des Kanton Bern treffend auf den Punkt:
Wir brauchen klare Regeln, etwa Baulinien, in der Grundordnung, damit innerhalb dieses Rahmens flexibel geplant werden kann. Heute muss zu viel über den Kanton laufen, weil es auf Gemeindeebene an verbindlichen Rahmenbedingungen fehlt.
Jeanette Beck zeigte als Stadtplanerin der Stadt Bern am Beispiel des Vierfelds, dass in der Stadt Bern selbst das Bauen auf der grünen Wiese Jahrzehnte dauern kann. Mit der Totalrevision der BGO steht Bern nun vor der wichtigen Aufgabe, viele Sonderregelungen in die Grundordnung zu integrieren.
Und genau hier liegt die Chance: Ich hoffe, dass damit an geeigneten Standorten mehr Wohnraum in der Grundordnung möglich wird. Die Stadt Bern hätte enormes Potenzial für mehr 10-Minuten-Nachbarschaften.
Mit der Beschäftigung hat Bern vor Kurzem die 200’000-Marke erreicht, mehr als eine Verdoppelung in 60 Jahren. Die Bevölkerungszahlen hingegen liegen weiterhin tiefer als noch vor 60 Jahren.
Martin Tschirren, Direktor des Bundwesamtes für Wohnungswesen, erinnerte daran, dass das BWO die Gemeinden betreffend preisgünstigen Wohnraums unterstützt, die Raumplanungskompetenz auf Bundesebene aber beim Bundesamt für Raumentwicklung liegt.
Fazit:
Es braucht Mut!
Mut, in der Grundordnung klare Regeln festzuschreiben.
Mut, an geeigneten Standorten aufzuzonen.
Und Mut, Zukunftsszenarien gemeinsam mit Eigentümerschaften und Bevölkerung zu diskutieren.
Wie lange können wir uns ein Weiter wie bisher leisten, mit beschränkter Aussenentwicklung, aber ohne ausreichende Innenentwicklung?
Danke an das kleine, aber feine Publikum für die tollen Fragen. Sie haben gezeigt, dass es, wie Jeannette Beck so treffend formulierte, nicht darum geht, das Falsche am falschen Ort zu verhindern, sondern das Richtige am richtigen Ort zu ermöglichen.
Herzlichen Dank für das Gastrecht im Der Hauptsitz, dem Co-Working- und Kulturort mitten in der Stadt Bern.



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