Weniger Einsprachen zur Lösung der Wohnungsknappheit?
- Miriam Lüdi

- 7. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aber ist das wirklich der Schlüssel gegen Wohnungsknappheit?
Die neue Studie vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE und Bundesamt für Wohnungswesen BWO sagt: Ja.
Ich sage: Ein Tropfen auf den heissen Stein.
Was fehlt in der Studie?
Sie enthält keine Datenanalyse zu den tatsächlichen Auswirkungen der Raumplanung auf die Wohnraumproduktion. Stattdessen stützt sie sich u.a. auf Expertenbefragungen, bei denen die Frage, ob Einsprachen die zentrale Herausforderung darstellen, im Vordergrund stand.
Doch meine Dissertation zum Thema "Zielkonflikt zwischen Lärmschutz und Siedlungsverdichtung" zeigt ein anderes Bild: Nicht Einsprachen bremsen primär den Wohnungsbau, sondern eine Raumplanung, die effektive Innenentwicklung an den richtigen Standorten systematisch verunmöglicht. Gerade dort, wo Arbeitsplätze wachsen, bleibt die Schaffung von Wohnraum planerisch blockiert.
Ja, Einsprachen verzögern und verhindern Projekte. Aber:
1️⃣ Die Zahl verhinderter Wohnungen durch Einsprachen ist wesentlich kleiner als jene, die durch Raumplanung gar nie möglich werden.
2️⃣ Viele Einsprachen sind Ausdruck ungelöster Zielkonflikte – etwa mit Lärm, ISOS, Erschliessung, Städtebau. Diese Konflikte auf Stufe Baubewilligung lösen zu wollen, ist schlicht zu spät. Ein eingeschränktes Einspracherecht macht diese Konflikte nicht unsichtbar. Sie müssen dringend in der Raumplanung angegangen werden.
Was es wirklich braucht:
🔹 Innenentwicklung an den richtigen Standorten in Richt- und Nutzungsplänen ermöglichen.
🔹 Verkehrsinvestitionen (v. a. Agglomerationsprogramme) an verbindliche Wohnraumdichten koppeln.
🔹 Gemeinden zur Gesamtrevision ihrer Nutzungsplanung – mindestens alle 15 Jahre – effektiv verpflichten.
Weniger Einsprachen ohne entwicklungsfähige Bauzonen? Bringt wenig.
Schneller bauen, ohne das Richtige bauen zu dürfen? Verfehlt das Ziel.
Einspracherecht beschneiden, ohne strukturelle Planungslücken zu schliessen? Untergräbt Vertrauen.
Wir haben die Wahl:
Entweder wir machen weiter wie bisher – mit Zersiedelung, peripheren Verdichtungen, mehr Autoverkehr und immer weiter steigenden Infrastruktur- sowie Wohnraumkosten. Oder wir entscheiden uns für bessere Grundlagen: für datengestützte Raumplanung und eine echte, nachhaltige Transformation.



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